Beitrag zur Diskussion in der Bewegung

„Hier kommt ein neues ‚68“ rufen wir auf den Demonstrationen. „Das ist nicht ´68“ antwortet Rinascita (Monatszeitschrift des PCI Anm. d. Ü.)
Die Intention, mit der wir sagen, dass es ein neues `68 ist, ist richtig, um die Bereitschaft zu unterstreichen, erneut alles, wie damals, umzustürzen, einen Prozess der Kämpfe, der lang und kraftvoll sein wird – nicht ein kurzes Aufflammen, nicht ein Zufall – zu eröffnen. Es ist allerdings auch wahr, dass wir einen sehr davon verschiedenen Prozess durchleben: viel massenhafter als damals, viel radikaler, viel deutlicher antireformistisch, nicht auf eine studentische Dimension reduzierbar, da er aus Proletariern besteht, Menschen, die bereits arbeiten, die bereits gearbeitet haben oder die Arbeit suchen. Die heutige Explosion ist die Fortsetzung der Geschichte, die in den Tagen des Aprils `75 begonnen hat, und während des ganzen Jahres ´75 bis zur Ausbreitung der Bewegung des jugendlichen Proletariats gewachsen ist.
Die Bewegung dieses Februars war die Eroberung eines sozialen Terrains der Massen und eines zentralen Gebiets, die Universität, durch ein Subjekt, das die Ablehnung der Arbeit, die von den Arbeiterkämpfen der 60er Jahre ausgedrückt wurden, verkörpert.

WEDER STUDENTISMUS NOCH OPERAISMUS
Deshalb hat die Bewegung von Beginn eine studentistische Leitung, die sie auf eine universitäre Thematik eingrenzen würde, abgelehnt.
Auf der anderen Seite, dann, gibt es eine direkte Kehrseite der studentistischen Positionen, die sich durch einen klischeehaften Operaismus auszeichnet. Das heißt, es wird erneut eine „Beziehung“ zur Arbeiterklasse vorgeschlagen, vielleicht durch die Institutionen vermittelt, oder als Gegenüberstellung der Gruppierungen verstanden.
Aber sowohl die studentistische Beschränkung auf eine universitäre Thematik als auch ihre operaistische Kehrseite, ideologisch oder institutionell, sind Ausdruck jenes Teil der Bewegung, die in den Versammlungen Positionen der Mitte vertritt, die an einem Weiterbestehen einer reinen Position der Studenten, und einem demokratistischen, die Versammlung ins Zentrum rückenden Blickwinkel geknüpft sind.
Der größte Teil der Bewegung lässt sich allerdings nicht in die Kategorie der Studenten hineinzwängen, weil er aus Leuten besteht, die in einer materiellen Beziehung zur Arbeit – zur Schwarzarbeit, zur gelegentlichen, zur prekären oder gesicherten – und zu den sozialen Bedingungen des Proletariats – Häuser, öffentliche Verkehrsmittel, städtische Isolation – stehen.
Deshalb hat der ideologische Vorschlag eines „Kontakts“ zur Arbeiterklasse, der das Modell der außerparlamentarischen Gruppe oder jenes der Gewerkschaft reproduzieren solle, keinen Sinn: Wir sind wesentlich eine proletarische Bewegung aufgrund der materiellen Bedingung der Arbeit und des Lebens, die wir in die Besetzung der Universität hineintragen.
Wir dürfen nicht die Besonderheit dieses Teil des Proletariats, den wir auf den Versammlungen der Februar-Bewegung sehen, aus den Augen verlieren. Wir sind das politische Auftauchen eines Teils der Klasse, der, in seiner alltäglichen Existenz, in seiner kulturellen (Trans)formation, die Ablehnung der Arbeit – fast wie eine unumkehrbare anthropologische Mutation – verkörpert.
Die Befreiung der Lebenszeit von dem Verhältnis der Arbeit hat ein soziales Subjekt produziert, das zur Konkretisierung der Lebenszeit und Träger des Prozesses der Befreiung selbst wird: Dieser Teil ist das marginalisierte Proletariat, die Februar-Bewegung ist dessen sichtbares politisches Auftreten.
An dieser Stelle kann offenbar werden, was die politischen Verbindungen zwischen der Bewegung und der Arbeiterklasse in ihrer Gesamtheit sein könnten: keine Beziehung einer institutionellen Delegierung und auch nicht eine des ideologischen Kontakts.
Die Beziehung kann vielmehr eine der Bestimmung – durch die Bewegung –  eines Terrain der Kämpfe und eines Programms sein, das die Durchführbarkeit, in der Krise, von Kämpfen gegen die Arbeit  vorsieht, eines kommunistischen Programms, das nicht bloß von den Bedürfnissen und der Spannung der Begehren der Massen in Bewegung lebt, sondern auch von den Bedingungen und materiellen Möglichkeiten, die die Produktivkraftentwicklung hervorgebracht hatte, die aber von der politische Form der kapitalistischen Herrschaft beschränkt werden.
Wir sehen also eine zweite Besonderheit jenes Teil der Klasse, die sich in der Bewegung ausdrückt, auftauchen: Die Besonderheit, die darin besteht, technisch-wissenschaftliche Intelligenz zu sein, Träger der materiellen Möglichkeit der Reduzierung der notwendiger Arbeit zur Reproduktion der sozialen Existenz, über die vom Kapital festgelegte Grenze hinaus.
Das Proletariat, das sich in diesen Kämpfen, die keine der Studenten, keine der Jugendlichen, keine der Marginalisierten sind, sondern von all diesen Gruppen zusammen sind, und das zusätzlich in der Lage die technisch-wissenschaftliche Form der kapitalistischen Herrschaft in Frage zu stellen ist, ausdrückt, ist nicht nur Träger der Dringlichkeit des Kommunismus, sondern auch der historischen, technischen und wissenschaftlichen Möglichkeit des Kommunismus als einen beschleunigten und kollektiv verwalteten Prozess der Abschaffung der Lohnarbeit.

DIE SOZIALDEMOKRATIE
An diesem Punkt stellt sich das Problem des Kontrollapparats der PCI in dieser Bewegung. (die Initiative der Massen hat von selbst dafür gesorgt, diesen Apparat, der richtigerweise als neue Polizei erkannt wurde, zur Rechenschaft zu ziehen, aber die PCI versucht seine Rolle als Garant der Zusammenarbeit zwischen allen sozialen Kräften – und deshalb Unterdrücker einer jeden antikapitalistischen Bewegung –  neu darzustellen, und diese Intervention kann sich auch von außerhalb auf die Bewegung ergießen, weil die PCI sich offensichtlich nicht für die Autonomie einer Massenbewegung, die revolutionäre Positionen einnimmt, interessiert – jedes Mittel ist diesen Leuten recht, um sie zu zerschlagen.)
Die PCI hat die neue Qualität dieser Bewegung sehr wohl verstanden, die Unmöglichkeit, diese auf einen studentischen Ausdruck zu reduzieren, ihren proletarischen Charakter und ihren unabtrennbaren Extremismus, der sich aus den Lebensbedingungen dieser sozialen Schicht selbst ergibt.
Es ist deswegen nötig, sich Klarheit über die Rolle der PCI zu verschaffen, ihren Klassencharakter (in Teilen klassenübergreifend, von Händlern, Bürgern und privilegierten Arbeitern gebildet und von einer Grundannahme geleitet, die die Interessen des nationalen und internationalen Kapitals repräsentiert) und ihre politische Funktion als Organisatorin des Konsens durch die Ideologie der Arbeit sowie als Unterstützerin des Pluralismus der bürgerlichen Kräfte – und deshalb immer bereit die Waffen des Stalinismus gegen die Linke, die autonomia und die sozialen Kräfte in der Bewegung in Anschlag zu nehmen – zu verstehen Die PCI ist keine Verbündete der Macht, heutzutage: Gerade ihre Position der Unterstützung der Regierung Andreotti und gleichzeitig der Organisierung des sozialen Konsens für eine gewaltsame Politik gegen die Arbeiter, zeigt, dass sie die Macht ist, ihre Position ist untrennbar von jener der DC genauso wie das Profitgesetz unabtrennbar vom dem Fortbestehen der Ungerechtigkeit, des Parasitentum, des Korporatismus ist. Es gibt allerdings eine Frage, die innerhalb der Bewegung bis jetzt noch nicht klar gestellt wurde und die Verwirrung hervorrufen kann, insbesondere unter den Genossen, die sich darauf beschränken die unmittelbaren Bedürfnisse der Proletarier, der Jugendlichen, der Studenten zu organisieren, ohne zu versuchen ihre neue Zusammensetzung in einem entschiedenen kommunistischen Projekt zu reflektieren.
Es handelt sich um die Tatsache, dass sich der Berlinguerismus[i] als ganzheitlichen und vollständigen Vorschlag, als Rückgewinnung gegen die revolutionäre Arbeiterbewegung, als eine theoretisch-politische Wiederaufnahme der deutschen sozialdemokratischen Politik gegen die Spartakisten, die Leninisten während der 20er Jahre präsentiert.
In Anbetracht der inneren Kohärenz des sozialdemokratischen Vorschlags reicht es nicht aus sich darauf zu beschränken, die Unbeugsamkeit der proletarischen Verhaltensweisen zu entfesseln, da es notwendig ist, diese Verhaltensweisen einem Projekt der Macht, d.h. schlussendlich in einem der Autonomie vom Kapital, zusammenzubringen.

AUTONOMIE DER PARTEI
“Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit“ (Hegel)
Dieser Satz, Fundament des idealistischen Verständnis der Geschichte, ist die zentrale Annahme der berlingueristischen Theorie des historischen Prozesses und erklärt die reformistischen Verbindung zwischen der naturalisierenden Überhöhung der kapitalistischen, ökonomischen Gesetze, Naturalisierung der Kategorie der Arbeit als menschliches Wesen, und die Theorie der Strenge als repressive und religiöse Verdrängung der materiellen Realität, des Subjekts mit seinen Bedürfnissen, der realen historischen Prozessen und der Spannungen der Begehren.
Der Berlinguerismus – theoretisch-politische Mischung aus Sozialdemokratie und Stalinismus – startet vom Bewusstsein der Verbindung von Arbeiterklasse und kapitalistischer Entwicklung (siehe dazu die Arbeiten von Tronti), aber davon gelingt es ihm nur die Abhängigkeit und nicht die Widersprüchlichkeit zu erfassen. Es ist, im Übrigen, genau die Verdrängung dieser Widersprüchlichkeit, die den neueren Tronti zu der Hypothese einer Autonomie des Politischen veranlasst: Die politische Sphäre (der Staat, die Institutionen, die Partei als Institution) könnten einen solchen Spielraum der Autonomie haben, dass sie als Medium zum Ausgleich des Klassenverhältnisses im Interesse der Arbeiter funktionieren könnte. Nichts könnte falscher sein: Nichts könnte antimaterialistischer sein. Der Staat, die Institutionen, die Partei wurden hier zu autonomen Dingen gemacht, subjektiviert, weil vorher das reale Subjekt entfernt, beseitigt wurde: Die Klasse als Subjekt, sein Prozess der materiellen Neuzusammensetzung. In Trontis Vorstellung der Autonomie des Politischen verschwindet die geschichtliche Bestimmtheit, der Klassencharakter der Institutionen, insofern die Unreduzierbarkeit der Klasse als Subjekt auf die Gesetze der kapitalistischen Ökonomie verdeckt wird.

ODER AUTONOMIE DER KLASSE ALS SUBJEKT
So können wir nun von der Autonomie des Politischen nach Tronti zur zeitgemäßen Neuinterpretation der Hegemonie von Gramsci gelangen.
Indem er den historischen Charakter der ökonomischen Gesetze verdeckt, hypostasiert der Berlinguerismus deren Funktionieren und reduziert das Aktionsfeld der Arbeiter bloß auf die formale Verwaltung des Bestehenden.
Das Zwangsverhältnis, das Leben für die Arbeit geben zu müssen, wird als unüberwindbar angesehen, der berlingueristische Hegelianismus folgert daraus also: Die einzige mögliche Freiheit ist eine bewusste Akzeptanz der natürlichen Notwendigkeit.
Das Treffen der Intellektuellen gibt diesen den Auftrag, den Konsens für die Notwendigkeit des Überlebens des Kapitalismus zu organisieren.[ii] Der stalinistische Apparat der Partei stellt sich im Dienst des Staates, um jede Abweichung von der natürlichen Notwendigkeit zu beseitigen.
Die Partizipation wird zur ästhetischen Betrachtung der Notwendigkeit und zur Vermittlung der Verschiebung wird diese Betrachtung zur Einübung der Werte der Arbeit – durch die Identität von Realen und Notwendigen befriedetes Bewusstsein.
Aber damit das schmucklose Paradies des Berlinguerismus funktionieren kann, ist es notwendig eine kleine Operation zu Ende zu bringen: das historische Subjekt zu kriminalisieren, es zur Unterordnung unter ein System, das ebenfalls historisch ist, aber sich natürlich gibt, zu drängen, die reale Arbeiterklasse dazu zwingen, die Hegemonie der hypostasierten Idee, die das Wertesystem des Berlinguerismus vorgibt, anzuerkennen.
Hier findet wir den Schlüssel zur ganzen aktuellen Reflexion über die Ökonomie. Die Klasse wird zu einer Funktion des Kapitals, zur bloßen Arbeitskraft (und d.h. sie wird als autonomes Subjekt negiert) Das Kapital wird zur natürlichen Funktionsweise der Ökonomie hypostasiert. Dann ist das Spiel gewonnen: Da die Arbeiterklasse nun die Garantie der Ewigkeit der ökonomischen Gesetze ist, ist ihre Hegemonie die Diktatur des hypostasierten Bestehenden über dem realen Subjekt. Eine Diktatur, die sich im Konsens, sich selbst dezentralisierend, ausdrückt, der sich allerdings als Terror gegen den unzähmbaren Wiederauftreten des Subjekt durchsetzen muss.
Wir sehen also, wieso das Lieblingsziel der berligueristischen Polemik die Zersetzung ist. Zersetzung ist – für den, der das System der Ausbeutung, also die „Kristallisierung des Lebens in Wert“ als natürlich sieht – jede Form der Autonomisierung des Lebens vom Kapital, jede Form von Verschwendung, also von Lebensgenuss. Störend ist für solche hegelianische Kadaver das Leben selbst.
Wir sehen also auch, wieso jede Form der realen Bewegung zur Provokation und Abweichung wird.
Denn wenn die Arbeiterklasse als Idee, als Idealisierung des Bestehenden definiert wird, dann geht jeder Ausdruck der Realität, die diese Hypothese widerlegt, darüber hinaus, d.h. weicht davon ab, und „ruft“ den Widerspruch, den man zu jedem Preis verbergen will, auf anderen Seite hervor, d.h. pro-voziert ihn.

KLASSE- ENTWICKLUNG- MACHT
An dieser Stelle, nachdem wir den theoretisch-politischen Vorschlag des berlingueristischen Kadavers zerschlagen haben, müssen wir seine nicht abstreitbare Kohärenz und (sicherlich kadavermäßige) Folgerichtigkeit anerkennen. Wir können nicht darauf verzichten, uns an dem, was den zentralen Punkt der Frage darstellt, zu messen: Das Problem der Beziehung zwischen Klasse und Entwicklung, zwischen Ablehnung der Arbeit – als Auftreten des autonomen Subjekts – und der Notwendigkeit (historischen, nicht natürlichen) der Arbeitsleistung in einer historischen Periode, in der sie dabei ist, zu verschwinden.
Bis jetzt hat die Bewegung dieses Problem nicht als zentral angesehen, aber dadurch hat man sich in eine minoritäre Position begeben, in eine des immediatistischen Bekenntnis zur Verweigerung der Arbeit.
Heute, zum ersten Mal seit 1969, wäre die revolutionäre Linie in der Lage Mehrheit zu werden; heute existiert ein soziales Spektrum, das sich nicht nur das Problem seiner Autonomie gegenüber der kapitalistischen Entwicklung stellt, sondern auch das seiner Macht über die Entwicklung.
„Die Entwicklung dem Kapital, die Macht den Arbeitern“ bleibt ein sehr treffender Hinweis, das kann aber nicht die Ablehnung eines Programms sowohl des Bruchs mit der formale Herrschaft des kapitalistischen Staates, der Vollendung der Entwicklung, der Reduzierung der notwendigen Arbeitszeit als auch der Befreiung der in Wissenschaft und Technik enthaltenen Möglichkeiten, die im Produktionsprozess angewandt werden könnten, bedeuten.
Wenn wir diesen Blickwinkel eines revolutionären Programms einnehmen, sehen wir deutlich, dass, wenn die Ablehnung der Arbeit die Kraft ist, die das Kapital dazu zwingt, die notwendige Arbeitszeit zu reduzieren, die politische Art und Weise diese Reduzierung geändert werden kann und muss.
Das Interesse der Arbeiter an einer Reduzierung der Arbeitszeit und das Interesse der Proletarier an einem Lohn zusammenführen, die Bewegung des jugendlichen und marginalisierten Proletariats und die Arbeiterbewegung gegen die Opfer zusammenbringen, das heißt alles auf diese Parole setzen: Allgemeine Reduzierung der Arbeitsstunden. Arbeiten, aber sehr wenig!
Keine ökonomische Natürlichkeit widersetzt sich diesem Programm. Die subjektive Kraft, es umzusetzen, besteht. Entfalten wir sie!

ALLE ARBEITEN, ABER NUR WENIG
Wir müssen allerdings anerkennen, dass das strategische Terrain der allgemeinen Reduzierung der Arbeitszeit ein widersprüchliches ist. Auf der einen Seite setzt es Zeit der Arbeiter frei, auf der anderen Seite zwingt sie die von der Arbeit getrennten Schichten zur Abgabe eines Teils ihrer Zeit. Das ist das Problem der Phase der Vollendung der Reduktion der notwendigen Arbeitszeit (was die sozialistische Ideologie dürftig als Übergang definiert). Eine Vollendung, während der die technisch-wissenschaftliche Arbeit in einer ganzheitlichen Weise seine Möglichkeiten entfalten kann, unter einer Leitung, die die Wissenschaft nicht mehr auf der Kontrolle und Disziplinierung, sondern auf der Befreiung der Arbeit ausrichten würde.
„Es ist die Zeit gekommen, in der der Mensch aufhört das zu tun, was die Maschinen an seiner Stelle tun können.“ (Marx, Grundrisse)
Dieser Prozess allerdings, kann nichts anderes sein als widersprüchlich, denn es gibt einen Widerspruch zwischen der Revolution und der Entwicklung der Produktion.
Die Arbeitermacht können wir deshalb als Kritik – gewiss – der Naturalisierung der ökonomischen Gesetze, aber auch als Ablehnung ihrer historischen Notwendigkeit verstehen. Als Verweigerung der und Lossagung von jenen Formen, die so lange wirken, bis die Beseitigung der Arbeit nicht Praxis wird.
Deshalb die Trennung leben und gleichzeitig arbeiten, aber sehr wenig.
Den Widerspruch anerkennen, aber Subjekt und die sich in Auslöschung befindliche historische Notwendigkeit dialektisieren.

NACH DEM FEBRUAR KOMMT DER FRÜHLING
Die Schlussfolgerung aus dieser Diskussion muss sich – am Vorabend der Versammlung in Rom – dem Problem der politischen und taktischen Initiative im Hier und Jetzt stellen.
Es gibt Spektren, die – auf Grund einer spätleninistischen Deformierung, die notwendigerweise zu ihrer Perspektive gehört – die materielle Dringlichkeit, die in den Verhaltensweisen der Massen, im bedrohlichen Schweigen der Arbeiter, im turbulenten Ablaufen der Bewegung der „Nicht-Garantierten“ enthalten ist, nicht begreifen; diese Spektren schlagen wieder – borniert – den Weg der Parteigründung, um die Bewegung abzuschöpfen, vor. Das hat die offensichtliche Konsequenz, dass man Mehrheiten der Bewegung des jugendlichen Proletariats zu Positionen der Mitte drängen oder die Avantgarden der Arbeiter von der Bereitschaft zur Revolution, die zur Mehrheitsposition innerhalb der beschäftigten Arbeiterklasse wird, abtrennen würde.
Diesen Spektren, die eine minoritäre und in der Konsequenz aggressive Logik vorschlagen, gilt es – in der Bewegung – die absolute Dringlichkeit vor allen anderen Dingen der proletarischen Revolution, heute, jetzt, in den kommenden Monaten entgegenzusetzen. Es gibt überhaupt keine Alternative dazu: Ein Abflauen dieser Bewegung würde eine Zerstörung des Niveau der spontanen Ausrichtung, die sie ausgedrückt hat, bedeuten, das würde eine grausame Rache der PCI an jenen, die sie von den Orten der Bewegung ausgeschlossen haben, bedeuten und eine grausame Vorgehen der Bosse gegen die Lebensbedingungen der Arbeiter.
Die Lösung liegt in den Wachstumsrichtungen der Bewegung selbst. Zusammenkunft von Marginalisierten in einen oder mehreren städtischen Orten – Besetzung von Räumen, Häusern, Zirkeln, Fakultäten – Streifen von Arbeitern und Marginalisierten, um andere Lebens-, Lohn und Arbeitsbedingungen zu erzwingen, um die Anstellung von Arbeitslosen und die Regelung von prekären Arbeiten zu erzwingen.
Lasst uns einen Sprung machen, einen des verallgemeinerten Bruchs. Das Terrain bleibt das gleiche, aber das Programm wird:

Befreiung von städtischen Gebieten (Arbeiterviertel, Viertel der Marginalisierten, universitäre Zonen), in den wir politische Preise und Betretungsverbote für die Feinde (Polizei, Faschisten, PCI…) etablieren.
Allgemeine Enteignung der Immobilien des Klerus und der Immobiliengesellschaften, allgemeine Besetzung der leerstehenden Häuser
Durchsetzung – in den befreiten Zonen – der Erhöhung der Beschäftigten, der Abschaffung der Überstunden, der Reduzierung der Arbeitszeit, von anderen Arbeitsbedingungen, in einem solchen Rahmen, den die Bewegung jederzeit zu bestimmen weiß.
Bewaffnete Verteidigung der befreiten Zonen

Während des Februarmonats haben wir gesehen, wir machtlos die Repression gegen die Massenbewegung ist. Cossiga macht allerlei Projekte, aber dieser werden erst dann realistisch, wenn die Bewegung schwächelt; und dann würde es schwierig werden. Aber wenn sich die Bewegung widersetzt, wenn es den Minoritarismus und das Sektierertum besiegt, sind wir die, die sie auf dem Drahtseil der proletarischen Gegenmacht, der Transformation der Arbeitsbedingungen, der vollen Anwendung der technisch-wissenschaftlichen Möglichkeiten tanzen lassen; das Ende ihrer Macht, d.h. die Befreiung von der Arbeit!

                                                                                   Februar, 1977

(aus Finalmente il Cielo È Caduto Sulla Terra – La Rivoluzione, 12. März 1977)


[i] Berlinguer war der damalige Generalsekretär der PCI, der, insbesondere im Rahmen des sogenannte historischen Kompromiss, versuchte sich dem DC, also der christdemokratischen Partei immer weiter anzunähern, um schließlich eine nationale Regierungsbeteiligung zu erwirken. (Anm d. Ü.)

[ii] 1977 organisierte die Kommunistische Partei ein Treffen der Intellektuellen. Auf diesem Treffen hält Berlinguer auch eine viel beachtete Rede, in der er sich für Ernsthaftigkeit, Effizienz und Strenge ausspricht. (Anm. d. Ü.)

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