IST ES WAHR, dass wir nett, weiblich, sanft und unterwürfig sein müssen?
IST ES WAHR, dass es natürlich ist, dass unsere Zukunft jene der Mutter und Ehefrau ist?
IST ES WAHR, dass unser Leben nur die fiebrige Suche nach unserem Seelenverwandten ist?
IST ES WAHR, dass wir in den Unterricht, die wir jeden Tag aufmerksam verfolgen, verliebt sind?
IST ES WAHR, dass unser einziges Ideal ist, eine glattere Haut und ein Paar Hosen von Wrangler zu haben?
IST ES WAHR, dass für uns die Liebe nur bedeutet das leistungsfähigste Motorrad eines Typen zu sein?
IST ES WAHR, dass unser Körper unsere Existenz, das Ziel unseres Lebens ausdrückt?
Die Welt, die uns umgibt, sagt Ja
Aber entspricht dieses Bild wirklich unseren Bedürfnissen?
Sind wir wirklich das, was sie uns sagen, dass wir sind; wollen wir wirklich das, was sie uns sagen, dass wir wollen?
Gibt es tatsächlich eine Unterdrückung uns gegenüber? WARUM?
Was bedeutet es in dieser Gesellschaft eine Frau zu sein?
Wie zahlreich sind die Dinge, die sie uns zu tun zwingen, weil wir als Frauen geboren sind?
Wie zahlreiche jene, die sie uns nicht zu tun erlauben – aus demselben Grund?
Wie viele unserer Rechte wurden uns als Belohnung für das gute Benehmen gewährt?
Aus der Notwendigkeit auf diese Fragen zu antworten, um gemeinsam unsere alltäglichen Widersprüche zu beantworten, ist am Gymnasium letztes Jahr das feministische Kollektiv entstanden, das nichts anderes ist als eine Gruppe von Studentinnen, die sich einiger Probleme, die sie als Frauen betreffen, bewusst geworden sind.
Man trifft sich, um die Probleme, die wir als gemeinsame erkannt haben, zu diskutieren und um zu versuchen, diese gemeinsam zu lösen.
ALLE STUDENTINNEN DES GYMNASIUMS SIND EINGELADEN SICH UNS ANZUSCHLIESSEN, UM UNS ZU ORGANISIEREN UND SICH AUTONOM ÜBER EIN PROBLEM, DAS UNS IN ERSTER PERSON BETRIFFT, AUSZUTAUSCHEN.
COLLETIVO FEMINISTA LICEO
(Flugblatt des Collettivo femminista liceo aus Bergamo, 09.10.74)