IST RICHTIG
Überraschend ist nicht, dass die Leute klauen, sondern dass der, der Hunger hat, nicht immer klaut.
Überraschend ist nicht, dass die Arbeiter streiken, sondern dass der, der ausgebeutet wird, nicht ständig streikt.
Sie haben versucht uns davon zu überzeugen, dass diese Gesellschaft die einzig mögliche, dass sie natürlich sei; ein System, das auf der Enteignung unseres ganzen Lebens aufbaut, auf seiner Umwandlung in Wert; ein System, das auf der Ausbeutung aufbaut, auf den organisierten Diebstahl der Erfindungskraft der Arbeiter, wird uns als natürlich präsentiert.
Der dauerhafte Kampf der Ausgebeuteten, um die Lebenszeit der Arbeit zu entziehen, um sich Räume der Autonomie zu gewinnen, ist das Fundament der Befreiung.
Die kapitalistische Neustrukturierung eignet sich die Erfindungskraft der Arbeiter, die Schachzüge, die eigentlich vollzogen wurden, um Autonomie zu gewinnen, an, sie wenden gegen die Arbeiter diese ihre eigene Erfindungen.
Aus ihnen wird Wissenschaft, wird Kontrolltechnologie, aus ihnen wird Intensivierung des Arbeitstempos gemacht.
Aber die Revolte ist richtig, das Leben gegen die Produktivität einzufordern ist richtig genauso wie die Arbeitermacht über die Erfindung zu beanspruchen ebenso wie die produktive Transformation zu kontrollieren und zu leiten.
Es ist richtig, das Leben von der Arbeit zu befreien.
NOTWENDIG
Die Partei der Ordnung empfiehlt die Verschwendungen zu reduzieren, das ganze Leben dem Kapital zu übergeben.
Die Partei der Spaltung zielt darauf die Bewegung der Proletarier, der Studenten, der Arbeitslosen der Bewegung der Arbeiter gegenüberzustellen.
Sie versucht die Arbeiter gegen Millionen von „nicht-garantierten“ Proletarier zu stellen. Aber es kann ihr nicht gelingen.
Um zu funktionieren, muss der Reformismus sich die Zustimmung der Mehrheit der beschäftigten Arbeiter sichern. Was bringt aber heute der Reformismus den beschäftigten Arbeitern?
Garantiert er ihnen den Gehalt? Nein: Im Jahr `76 hat die Erhöhung der Preise die Kaufkraft des Lohns um 25 % reduziert.
Garantiert er ihnen die Arbeitszeit? Nein: Das Abkommen zwischen den Gewerkschaften und dem Unternehmerverband erhöht die Arbeitsdauer um 56 Stunden im Jahr (eine Stunde in der Woche) und gibt den Bossen die Möglichkeit, Überstunden zu erpressen.
Garantiert er ihnen die organisatorischen Erfolge? Nein: Die Aussetzung von Neuanstellungen reduziert die Anzahl an beschäftigten Arbeitern um hunderttausende.
Die Erhöhung der Überstunden erlaubt den Bossen die Ausweitung der Produktion ohne die beschäftigen Arbeitern zu erhöhen.
Und gleichzeitig bereitet man sich mit der Entschuldigung, die Inflation aufzuhalten, und nach der Umfunktionierung darauf vor, ganze Sektoren der Klasse zu zerschlagen.
Garantiert er die Gesundheit der Arbeiter?
Nein, im Gegenteil, Gewerkschaften und Bosse geben Ärzte die Anweisung die Arbeiter zu belästigen, um zu verhindern, dass sie im Krankenstand bleiben, wenn sie nicht gerade auf dem Sterbebett liegen.
Die Medienkampagne gegen den Absentismus, der jesuitische Moralismus von Leuten wie Amendola und Lama versuchen diejenigen, die, weil sie an Traurigkeit, an Müdigkeit oder an der Grippe erkrankt sind, zu Hause bleiben, zu kriminalisieren. Was für einen Scheiß garantiert also die Partei der Enthaltung?
Wir sind alle Nicht-Garantierte!
Genau deshalb wird die Zustimmung der Arbeiter zur Sozialdemokratie immer kleiner, tendiert dazu zu verschwinden. Wir sehen das in der Fabrik, wo ein wahres Plebiszit der Arbeiter Nein zur Politik der Opfer und der Vereinbarung der Gewerkschaften gesagt hat.
Aber es besteht das Risiko, dass Misstrauen, der Eindruck, dass sich nichts machen lässt, ausbreitet. Das ist nicht wahr!
Genossen, die Revolte der Jugendlichen, der Arbeitslosen, der Studenten zeigt, dass die Revolution notwendig ist.
Es darf keine Unterstützung der Arbeiter für die Partei der Resignation, die nur noch leere Worte, Vorschläge, Projekte und Niederlagen bietet, mehr geben.
Deshalb erweist sich die PCI als Maschine der Repression und des Terrors gegen Marginalisierten und die Arbeitslosen und die Studenten. Sie fürchtet nämlich – im Wissen, dass die Zustimmung in der Fabrik nicht mehr gegeben ist – die Verbindung dieser Bewegung mit dem Verweigerung der Arbeit und der Opfer mit der Revolte gegen die Ausbeutung in der Fabrik.
MÖGLICH
Genossen, seht, das, was passiert: von der Bewegung der Jugendzirkeln über die „autoriduzioni“, über die große Bewegung der Besetzung der Universitäten, über die Explosion in Mirafiori, bis hin zu den neuen Formen der Organisierung der Arbeiter wie die Koordination der Arbeiter in der zona Romana in Mailand.
Wer hat gesagt, dass die einzige Möglichkeit aus der Krise zu gelangen, die Ausweitung der Ausbeutung in der Fabrik und die Zerschlagung der Organisierung der Arbeiter sei? Das ist die kapitalistische Lösung der Krise. Aber die Gesetze der Ökonomie sind nicht ewig.
Wer hat gesagt, dass wir nicht all das, das benötigt wird, produzieren können, während wir die Arbeitsdauer reduzieren und die Beschäftigung erhöhen? Wer hat gesagt, dass wir nicht allen einen Lohn geben können, den Konsum, die sozialen Dienstleistungen und vor allem die Lebenszeit, die von der Arbeit befreit ist, erhöhen können?2. Juli 1969: Trentin[1] sagt auf der Klausur von Rimini, dass der, der gleiche Lohnerhöhungen für alle fordert, ein Utopist sei und nichts mehr der Arbeiterbewegung zu tun habe.
3. Juli 1969: Streik in Mirafiori, auf dem Corso Traiano gibt es eine Straßenschlacht von 10 Stunden zwischen den Arbeitern und der Polizei
4. Juli: Im Vorschlag für den Vertrag der Metallarbeiter werden gleiche Lohnerhöhungen für alle gefordert.
Die egalitäre Linie bildete die politische Mehrheit innerhalb des Proletariats
Heute, acht Jahre später, ist klar: Der Reformismus ist utopisch.
Die Zustimmung der Arbeiter zu den Opfern ist unmöglich.
Die revolutionäre Linie wird politische Mehrheit innerhalb des Proletariats!
Seht, Genossen: Die Revolution ist wahrscheinlich.
(aus Finalmente IL CIELO È CADUTO SULLA TERRA – LA RIVOLUZIONE, 1. Februar 1977)
[1] Damaliger Generalsekretär der kommunistischen sowie der einheitlichen Gewerkschaft der Metallarbeiter, traditionell noch eine der radikaleren Teilgewerkschaften.